1934 wurde der V.S.B. (Vogelschutzbund) von einer Gruppe motivierter Männer und Frauen von der Tanne und Umgebung im Schulhaus Mittelberg ins Leben gerufen. Nach einem motivierenden Vortrag von Herrn Jos. Schnyder, Präsident des kant. Vogelschutzvereins gründeten die 18 Versammlungsteilnehmer die Sektion „Vogelschutzbund Tanne und Umgebung“ und wählten einen Vorstand, bestehend aus Carl Rusterholz, Tanne als Präsident, Edwin Höhn, Tanne als Quästor und Ferdi Hofmann, Mittelberg als Aktuar. Hauptaufgabe ist das Anbringen von Nistgelegenheiten für Singvögel auf den Grundstücken ihrer Mitglieder. Die Gründer wollen den Beweis erbringen, dass der Vogelschutz für die Bauern von grossem Nutzen ist im Kampf gegen die Schädlinge in ihren Kulturen als giftfreie Alternative.
An einer öffentlichen Orientierungsversammlung kann die Anschaffung der ersten 50 Nistkästen bekannt gegeben werden, davon wurden 10 Stck. von Hans Zurbrügg, Tannenhof angefertigt. Im Weiteren soll Vogelkunde durch Aufklärung und Exkursionen betrieben, die Lebensbedingungen der Vögel wieder geschaffen werden durch wachsen lassen von reichlich Gebüsch an Bachufern und Waldrändern.Der Jahresbeitrag wird pro Mitglied auf 3.-Fr. festgelegt. Die Beiträge, sowie die in Aussicht stehenden kant. Subventionen sollen zum Ankauf von Nistkästen verwendet werden.Auch die Schuljugend soll angesprochen und zu einer Exkursion und einem Vortrag eingeladen werden.
1. Feldexkursion im Juni 1934 unter Führung von Hr. J. Schnyder. Die gesichteten Vögel werden gezählt, um später vergleichen zu können, ob das Anbringen der Nistkästen mehr Vögel und andere Arten anziehen konnte. In einzelnen aufgehängten Kästen brüten bereits Trauerfliegenschnäpper, Gartenrotschwanz aber auch Wespen, der Hauptteil der Nistgelegenheiten ist schon besetzt. Doch insgesamt ist die Gegend nicht reich an Vögeln und Arten. Sie halten sich gerne in der Nähe von Haus und Scheune auf, aber je weiter weg, desto spärlicher sind sie anzutreffen. Am Lichtbildervortrag von A. Zimmermann, Zürich im September war der Tannensaal bis zum letzten Platz mit Jungvolk gefüllt. Die bunten Vogelbilder, von J. Schnyder kompetent erklärt, gefielen am Besten. Im Oktober folgte ein naturkundlicher Vortrag im Kloster Einsiedeln und Besichtigung des zoolog. Museums. Von Beginn weg wurden die Veranstaltungen im Anzeiger vom Zürichsee veröffentlicht.
(Die Aktivitäten zwischen 1935 bis 1966 sind noch nicht bearbeitet. )
Vogelexkursion beim Sagenholz 1950 |
An der Frühjahrsexkursion im Mai erweist sich Hans Zurbrügg einmal mehr als ausgezeichneter Exkursionsleiter. Zu Beginn zeigt er anhand von Vogelnestern den Unterschied zwischen Nestern verwandter Arten. Auch mit selbst angefertigten Nistkästen für Wiedehopf, Eulen und einer neuartigen Nisthilfe für Spyren versucht er weitere Nistgelegenheiten zu bieten. Schon am Anfang der Tour kreisen Mäusebussard und Turmfalke. Ein Eulenkasten beim Aabach war in den beiden letzten Jahren von Waldohreulen und ein Widehopfkasten von Staren besetzt gewesen. Im Sagenholz brütet der Trauerfliegenschnäpper. Dort referiert Hr. Zurbrügg über Waldpflege und zeigt an Beispielen, warum ein guter Wald unbedingt einen Sträuchersaum aller Art haben sollte.
Im Kaltenbodenholz rufen Kuckuck und Eichelhäher, ein Specht hämmert und einige Teilnehmer sehen eine Eule davonflattern. Im Rechberg sichtet man Spechtmeise (Kleiber), ein Pärchen Distelfinken, Gartenrotschwanz und Bachstelze, bevor die Gruppe am Ende von den Herren Korrodi und Santmann zu einer Erfrischung eingeladen werden. Nebst den vielen gemachten Eindrücken wurden an diesem herrlichen Morgen 26 verschiedene Vogelarten gesichtet.
Exkursionsteilnehmer im Rechberg |
1967 An der wie immer geführten Frühexkursion im Mai entdeckt der Leiter Kurt Baumgartner aus Horgen beim zweiten Rundgang um den Hinterbergweiher, wo noch Schnee liegt, nach Sonnenaufgang eine hier noch nie gesehene Seltenheit, den Rotkopfwürger. Eine zweite Seltenheit ist das Schwarzkehlchen, ein Durchzügler, der um diese Zeit weiter im Norden sein sollte. Beim Zentrum des neuen Golfplatzes, wo die ersten Spielfelder nächstens in Betrieb genommen werden, bemerkt der Vogelschützer mit Genugtuung viele frisch angepflanzte Sträucher und Nadelhölzer. Für die Vogelwelt dürfte dieser Sportplatz zu einem eigentlichen Reservat werden. Auch das Wild wird hier kaum gestört werden. Insgesamt 40 Arten konnten bei dieser Exkursion festgestellt werden.
Anmerkung : Teilweise Wiederherstellung des Hinterbergweihers auf Antrag des NVS 1997
Die Fachstelle Naturschutz konnte dafür gewonnen werden, im Hinterbergried, unserem grössten kantonalen Naturschutzobjekt, den völlig verlandeten Weiher nach der Schilfmahd teilweise wieder auszubaggern. Wir hoffen damit den lang anhaltenden Amphibienschwund zu stoppen. Die Kosten wurden vom Kanton getragen.
1968 Als besonderes Ereignis kann an der Exkursion am Teufenbachweiher eine Reiherentenbrut festgestellt werden, die vierte in der Schweiz nachgewiesene Brut dieser Art !
1969 Walter Trachsel scheidet als Beisitzer aus und wird durch Pietro Esposto, Kaltenboden ersetzt. An der Maiexkursion vom Tannenhof via Fernegg bis zum Golfplatz werden insgesamt 32 Vogelarten festgestellt. Erwähnenswert sind besonders : Teichrohrsänger, Rohrammer, Braunkehlchen und Lerche.
1970 Gemeindepräsident Walter Trachsel – unser Beisitzer während 34 Jahren – wird zum Ehrenmitglied ernannt. Nistkästen können vorläufig beim Vorstand noch zu 5.-Fr./Stck. bestellt werden. Die Erhöhung des Mitgliederbeitrags von 3.- auf 4.- Fr. wird stillschweigend gutgeheissen. Anlässlich einer Vogelexkursion werden insgesamt 26 Arten ausgemacht. Erwähnenswert sind Sichtungen von Kuckuck und Dompfaff im Sagenholz und zwischen Kaltenboden und Moos der Baumpieper (Bodenbrüter), ein Kuckuckspaar und eine steigende Lerche. Erstmals wird in unserem Revier auch der Milan gesichtet. Ausserdem wird beim Aabach ein Feldhase gesichtet und etliche Rehe beim Sagenholz
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1974 Hans Zurbrügg berichtet von seinen Schwalben. Rauch- und Mehlschwlben befreien seine Ställe von Ungeziefer und haben im vergangenen Jahr grossen Nachwuchs aufgezogen. Alte Nester sind nicht zu entfernen, müssen aber von Hand gereinigt und mit Noflo-Pulver behandelt werden. An geschützter Stelle angebrachte Nestunterlagen, mit Erde verschmiert, werden gerne benützt. Zur Zeit des Nestbaus ist durch Ausschütten von Wasser zu sorgen, dass die Schwalben genügend feuchte Erde finden. Es werden auch Erfahrungen mit Steinkauzkästen ausgetauscht. Leider liegt ausgerechnet an der 40. GV kein Ergebnis der Höhlenkontrolle vor, da die Reinigung unterblieb. Paul Wagner war durch einen Beinbruch verhindert und Ernst Gyr scheint sein Interesse verloren zu haben. Vogelfutter wurde trotz des milden Winters gut abgesetzt, ca. 1 Tonne ! Nisthöhlen stehen zum Preis von 6.- Fr. zur Verfügung.
1975 Gründungsmitglied Ferdi Hofmann tritt altershalber nach 41 Jahren als Aktuar zurück. Erich Schärer, Külpen übernimmt die Nachfolge. Der durch schweren Unfall im Krankenhaus weilende Obmann Hans Zurbrügg bekleidet sein Amt seit 40 Jahren. Jakob Höhn auf Mugern ist seit 30 Jahren Rechnungsrevisor. Nisthöhlenkontrolle im Wendel : Der Wädenswiler Obmann möchte uns die Kontrolle im Wendel untersagen. Wir bestehen aber auf unserem Recht, weil der verstorbene Ernst Zollinger seit 1935 unser Mitglied war. Nachträglich stellt sich heraus, dass der Wädenswiler Obmann ohne Wissen des Vorstandes handelte.
1976 berichtet Aktuar Erich Schärer an den Kantonalverband : Präsident Walter Korrodi, Rechberg kann auf eine 40-jährige Vorstandstätigkeit zurückblicken, davon 38 Jahre als Präsident. Ebenfalls 40 Jahre im Vorstand ist Ernst Frick, 2 Jahre als Präsident und 38 Jahre als Beisitzer. Quästor Albert Rusterholz, Wiesengrund legt dieses Jahr die 30. Jahresrechnung vor. Revisor Ernst Streuli, Wolfbüel erhält das Verdienstabzeichen des ZKV für 23 Jahre Vorstandstätigkeit. Hugo und Hans Schäppi, Balmisacher und Noldi Günthard, Gschwend werden als Obmänner in den Vorstand gewählt. Erhöhung der Mitgliederbeiträge auf 5.-.Fr.
1977 Rücktritt von Beisitzer Albert Eschmann aus dem Vorstand. Der Nisthöhlenbestand wurde auch dieses Jahr vollständig gereinigt. 1069 Höhlen wurden gereinigt, eine Zahl, die schon lange nicht mehr erreicht wurde. Der Preis für neue Nisthöhlen beträgt 14.60 ! Da noch ca. 20 Stck. an Lager sind, wird mit der Bestellung zugewartet.
1978 Bei der diesjährigen Kontrolle der Nistkästen werden ausserordentlich viele tote Kohlmeisen sowie auch Gelege vorgefunden. Zudem sind viele morsche Kästen vorhanden.
1979 Rücktritt von Beisitzer Ernst Frick aus dem Vorstand nach 43-jährigem Mitwirken und von Obmann Noldi Günthard. Obmann Hugo Schäppi teilt mit, dass die alten Nisthöhlen in Schönenberg zum grössten Teil erneuert wurden. Sie können zum Stückpreis von 11.- Fr. bei Hans Zurbrügg bezogen werden. Insgesamt wurden dieses Jahr 1102 Kästen gereinigt, soviel wie seit vielen Jahren nicht mehr. Es wird auch beschlossen, in Zukunft auf den Vogelfutterverkauf zu verzichten. Die Ergebnisse der Nistkastenkontrolle auf Richterswiler Gemeindegebiet werden an den Richterswiler Verein weitergeleitet.
1982 werden (für die letzte Amtsdauer) in den V.S.B. gewählt : Präsident: Walter Korrodi, Vizepräs./Quästor: Albert Rusterholz, Aktuar: Erich Schärer, Einzüger: Pietro Esposto, Obmänner: Hans Zurbrügg, Hans und Hugo Schäppi, Beisitzer: Ernst Zurbrügg, Revisoren : Ernst Streuli und Jakob Höhn. Mitgliederbestand : 123 Personen. Obmann Hugo Schäppi hat vergangenen Winter 871 Kästen gereinigt. Er hat festgestellt, dass die Spatzen stark zugenommen haben. Er empfiehlt, neue Kästen nicht in der Nähe der Höfe aufzuhängen und bittet um Mithilfe. Spontan stellt sich der erstmals an der Versammlung teilnehmende André Widmer vom Sonnenrainweg zur Verfügung. Das Ehepaar Widmer wird auf einen Antrag als neue Mitglieder aufgenommen.
Entwicklung des Nistkastenparks und Bruterfolge seit Beginn 1935 des V.S.B. Tanne-Schönenberg |
Jahr | 1935 |
1940 |
1945 |
1950 |
1955 |
1959 |
1960 |
1965* | 1968 |
1970* |
1975* |
1980 |
1982 |
Nisthilfen | 208 | 861 | 1060 | 1667 | 1810 | 1829 | 1707 | 512*(1496) | 1038 | 893* | 940* | 1075 | 871 |
Bruterfolg | 138 | 638 | 820 | 1154 | 1430 | 1453 | 1269 | 412 | 628 | 531 | 655 | 448 | 458 |
Bruterfolg % | 66% | 74% | 77% | 69% | 81% | 79% | 74% | 80% | 61% | 59% | 70% | 42% | 53% |
* Die Nistkästen wurden nur z.T. gereinigt.
Unter der Obhut des V.S.B. Tanne-Schönenberg erstreckte sich das Gebiet der Betreuung über Schönenberg hinaus von der Spitzen / Hirzel über Au / Wädenswil bis nach Richterswil / Samstagern.
Trends und bemerkenswerte Veränderungen im Laufe der Jahre
Lange Zeit war es im Vorgängerverein üblich, jedes Jahr pro Mitglied einen neuen Kasten zu bauen und aufzuhängen. Der Höhepunkt im Nistkastenpark wurde 1959 erreicht mit total 1829 Kästen !
Erstes Auftreten der Sperlinge in Nistkästen 1941
Die Wendehalszahlen sind zweifelhaft. 1958 wurden 71 Bruten registriert, 1958/1959 auf dem Höchststand von 1729/1829 Nistkästen 71/49 Bruten und 1982 noch 21 Bruten, (nach Kant. Statistik nur 7 Bruten im ganzen Kanton). Die Angaben der Betreuer in der Nesterbestimmung erwiesen sich später als unrichtig, wohl auch weil der Wendehals kaum eigenes Nistmaterial einträgt. Es wurde davon ausgegangen, dass in Kästen mit einer Schicht von feinem, schwarzkörnigem Material (es wurde als Überreste verspeister Ameisen, der Hauptnahrung des Wendehalses, angesehen) ein Wendehals brütete. Später stellte sich heraus, dass in solchen Kästen winzige Ameisen lebten, welche die morschen Holzteile bewohnen.
Auch andere, heute seltene Höhlenbrüter wurden früher weit häufiger registriert, z.B. 1958/1959 : Kleiber 43/52 Bruten, Baumläufer 74/47, Blaumeise 105/105, Waldmeise (Tannenmeise ?) 18/19 Sumpfmeise 68/60, Gartenrotschwanz 86/60, Fledermaus 27/7, heute gelegentlich vereinzelt zu finden. Kleinspecht 21/35 (heute keine Vorkommen). Die Kohlmeise war mit 212/351 Bruten noch weit häufiger als der Sperling : 175/ 168 Bruten.
Der Fliegenschnäpper (Trauerschnäpper) war früher die häufigste Vogelart (z.B. 1958/1959 waren es 420/467 Bruten).
Rascher Rückgang der Bruten von 371 Fliegenschnäppern 1963, aber auch von Jahresvögeln nach strengem Winter, danach besonders markant 1965/66, wo viele Kästen wegen der Maul- und Klauenseuche nicht gereinigt wurden. 1965 waren es noch 102 Bruten bei teilweiser Kontrolle, 1966 nur noch 34 Bruten, ebenfalls bei teilweiser Kontrolle. 1967 bei wieder normaler Kontrolle (1118 Kästen) brüteten noch 31 Fliegenschnäpper. Trotz laufender Abnahme der Anzahl Nistkästen blieben viele Kästen leer, so dass es nicht an Nistgelegenheit mangelte. 1981 war der Bestand an Fliegenschnäppern bei noch 871 Kästen auf dem Tiefststand von 3 Bruten angelangt. Da Fliegenschnäpper Zugvögel und Insektenfresser sind, könnten verschlechterte Grundvoraussetzungen die Hauptursache gewesen sein.
Interessanterweise verlief die Entwicklung des Brutbestandes gesamtschweizerisch ganz anders als in Schönenberg. Bis vor wenigen Jahrzehnten galt der Trauerschnäpper in der Schweiz als recht seltener Brutvogel. Das Aufhängen von Nistkästen hat seither zu einer starken Bestandsvermehrung geführt. Heute brütet er nicht nur in lichten Wäldern, sondern auch in Parks, Obstkulturen und Gärten. Wenn die Trauerschnäpper im April und im Mai aus ihren Winterquartieren zurückkehren, sind die Nistplätze oft schon von Meisen besetzt. Dann kann es vorkommen, dass die Schnäpper die Meisen vertreiben und ein neues Nest auf das Meisennest, in dem oft schon Eier vorhanden sind, bauen und ihre Jungen dort aufziehen. Zu ihrem Suchflug nach Insekten starten Trauerschnäpper gewöhnlich von einem Zweig aus, machen einen seitlichen Ausfall und schnappen in geschickter Drehung ihre Beute. Dann lassen sie sich, mit Flügeln und Schwanz zuckend, wieder nieder und schauen nach neuer Beute aus. Ungleich Grauschnäppern kehren sie selten zum gleichen Sitz zurück. Sie lesen Insekten auch am Boden oder an Baumstämmen auf, an denen sie sich gelegentlich wie Meisen festklammem. Der rhythmische Gesang des Trauerschnäppers beginnt schleppend mit "di writze writze", ähnlich der Tannenmeise, jedoch in schnellerem Rhytmus. Danach klingt er, auf und ab gezwitschert und gepfiffen, etwa wie "diple diple diple". Beim Locken ruft der Trauerschnäpper "bitt" oder kurz und manchmal wiederholt "tju".